Warum Devolver The Messenger und nicht The Messager publisht
The Messenger ist eine der aktuellen Indiespiel-Veröffentlichungen von Publisher Devolver Digital. Entwickelt wurde der zweidimensionale Plattformer von Sabotage. The Messenger hat nicht für wegen seines knackigen Schwierigkeitsgrades einiges an Aufmerksamkeit bekommen, auch ein cleverer Twist in seiner Spielmechanik hat Aufsehen erregt: Der Ninja-Protagonist kann zwischen einer 8bit- und einer 16bit-Welt wechseln, die sich jeweils eher linear oder eher in der Art eines Metroidvania relativ offen spielen.
Nun bin ich dank eines Tweets von Manu, Host des Podcasts Insert Moin, auf eine sehr interessante Frage gestoßen: Wenn eine Nachricht auf Englisch message heißt, warum heißt der Nachrichtenüberbringer dann nicht Messager? Es muss doch ganz zweifellos so sein, dass sich der Überbringer von der Nachricht ableitet.
jetzt mal ernsthaft, warum wird aus dem a bei Message eigentlich ein e beim Überbringer dieser Nachricht? Spannend.
— Manu (@manuspielt) 27. September 2018
Die Normannen sind schuld
Tatsächlich ist das richtig. Message ist ein Lehnwort aus dem Altfranzösischen, dass nach der Eroberung Britanniens durch die Normannen 1066 ins Mittelenglische überging. Von der message leitete sich der messager ab, der ‘Bote’. Nun kennt das Mittelenglische ein Phänomen, das mit mehreren Worten ähnlichen Aufbaus geschah, etwa auch mit passage und passenger. Damit der, nicht an das altfranzösische gewohnte, Sprachapparat der Briten leichteres Spiel mit den Fremdworten hatte, wurde es mit der Zeit üblich, dem /g/ ein /n/ vorzustellen. Mit dem (mittel)englischen Vokalinventar fällt es schlicht leichter, ‘nsch’ (phonetisch korrekt nʒ) zu sprechen, als ‘dsch’ (dʒ). Wir Sprachwissenschaftler nennen das “intrusives n vor g”.Vom messanger zum messenger brauchte es dann noch ein Phänomen, das Linguisten den Great Vowel Shift nennen: Ein Zusammenspiel aus diversen sozialen, sprachpolitischen und umgangssprachlichen Phänomenen, bei denen sich die Aussprache von Vokalen im Englischen von der Schreibweise entfernte und zu dem machte, das wir heute kennen. Wir Deutschsprachigen können den Great Vowel Shift recht gut erkennen, da wir gerade keinen solchen hatten. Deswegen sehen wir die Veränderung an Worten mit germanischer Herkunft, die wir uns mit dem Englischen teilen. Ein Beispiel ist ‘Knecht’, das von der altgermanischen Wurzel knicht abstammt, auf die auch das englische knight zurückgreift. Während sich im Deutschen nur ein leichter Schub vom ‘i’ zum ‘e’ finden lässt, die jeweils auch genau wie ein /i/ und ein /e/ gesprochen werden, sorgte der Great Vowel Shift im Englischen für einen gesprochenen Wechsel vom /i/ zum Doppelvokal /ai/. Das ist typisch für den Great Vowel Shift, ebenso wie der Wechsel vom /a/ zum /e/. Und damit sind wir wieder beim Boten, denn nachdem der Messanger als ‘Messänger’ (/mesenʒər/) gesprochen wurde, schlug sich der Wechsel in der Betonung irgendwann auch schriftlich nieder: The Messenger.
Eine Antwort
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