333, bei Issos Keilerei – Superstar Alexander in Sid Meier’s Civilization VI!
Die Sendung Eine Stunde History vom Deutschlandfunk Nova beschäftigt sich einmal die Woche mit je einem historischen Event, dass es sich zu kennen lohnt. In der Sendung Alexander der Große – Die Schlacht von Issos vom 01. Dezember 2017 fällt mehrfach ein Satz, den viele auch noch aus dem Geschichtsunterricht kennen werden: “333, bei Issos Keilerei”. Die Schlacht von Issos trug viel dazu bei, aus Alexander den Großen zu machen – ein Image, dass ihm bis heute anhaftet, was sich nicht zuletzt in seiner Repräsentation innerhalb der heutigen Popkultur niederschlägt.
Moderator Markus Dichmann erwähnt gar Alexanders Auftreten in Firaxis’ monumentalem Rundenstrategiespiel Civilization VI – wenn auch nicht ganz fehlerlos. Alexander, hinzugefügt durch einen herunterladbaren Zusatzinhalt im März 2017, gemeinsam mit Cyrus von Persien, führt Makedonien an und nicht etwa Griechenland. Das wird nämlich, nach aktuellem Stand des ständig erweiterten Spiels, wahlweise von Pericles (Athen) oder Gorgo (Sparta) geführt. Das ist aber auch gut so, schließlich war Alexander ursprünglich König von Makedonien, dessen Vater Philipp II sich durch einen genialen Streich den Rest von Griechenland einverleibte, was schließlich die Basis von Alexanders Welteroberungsfeldzug werden sollte.
Über die historischen Fakten möchte ich an dieser Stelle nicht viel mehr erzählen, das können die Experten besser als ich. Hört euch bei Interesse den als Podcast bereitgestellten Beitrag vom Deutschlandfunk Nova an oder ladet euch die Kooperation von Holger Klein und Historiker Matthias von Hellfeld herunter, die zu jeder Folge Eine Stunde History über WRINT erscheint.
Alexander ist heute noch ein Superstar – dieser im Beitrag gefallene Satz in Kombination mit der Erwähnung von Civilization VI hat mich dazu gebracht, mich ein wenig mit der Repräsentation Alexanders im Spiel zu beschäftigen.
Alexander betritt im Verbund zweier militärischer Großmächte der Antike die Weltbühne von Civilization: Makedonien und Persien. Die Diskrepanz zwischen beider Nationen Spielstil, obwohl jeweils stark auf Kampf ausgerichtet, könnte größer nicht sein. Cyrus von Persien nutzt das Überraschungsmoment: Kurz nachdem er selbst einen unprovozierten Krieg erklärt, ist er am stärksten. Die so eingenommenen Städte kann er im Anschluss zu kulturellen Hochburgen ausbauen und mit seiner militärischen Größe einen vorteilhaften Waffenstillstand aushandeln, um seinen Einfluss innerhalb der besetzten Gebiete zu festigen.
Alexander denkt nicht einmal an Waffenstillstand oder gar Frieden – seine Herrscherfähigkeit “Bis zum Ende der Welt” sorgt dafür, dass er dauerhaft im Kriegszustand bleiben kann, ohne die Unterstützung seines Volks zu verlieren. Da Spieler hier bereits Alexander den Großen spielen, in dessen makedonisches Reich Griechenland bereits eingegliedert ist, übernimmt er zudem die wissenschaftlichen und kulturellen Boni der Griechen, wenn er entsprechend fortschrittliche Städte erobert. Zudem ist Alexanders Nation die bisher einzige in Civilization VI, die zwei einzigartige Militäreinheiten besitzt, die Infanterieeinheit Hypaspist sowie die Hetairoi-Kavalerie. Kein Wunder also, dass Makedonien in der antiken Ära des Spiels die Schlagkraft und das Durchhaltevermögen besitzt, einen großen Teil der Spielfläche einzunehmen. Alexanders militärische Expertise im Spiel ist historisch unterlegt: Das hellenistische Alexanderreich, dass sich von Griechenland bis Persien und Ägypten erstreckte, spricht hier für ihn. Auch die im Spiel verdienbaren Errungenschaften für bestimmte Leistungen konzentrieren sich bei Alexander ganz auf die Größe und Stärke seines Reichs. Eine davon, “Er hat sie alle nach sich benannt?” spielt auf die Gründung von an die 70 Alexandria genannten Städten durch Alexander an, bezieht sich hier jedoch ebenfalls auf Eroberungen. Da dem Spieler freisteht, sowohl selbst gegründete Städte als auch eroberte frei umzubenennen, ist es in Civilization VI eben auch durch Feldzüge gut möglich, die Karte mit Alexandrias zu bestücken.
Eine andere Errungenschaft, “Toll ist der, der Tolles tut”, rechnet Alexander noch etwas mehr an, dass sich so geschichtlich eher nicht belegen lässt: Sie erhält, wer eine Stadt erobert, in der gleichzeitig der große Leuchtturm Pharos und die Große Bibliothek gebaut wurden. Historisch standen beide dieser im Spiel vertretenen Wunder im ägyptischen Alexandria, der berühmtesten Stadt mit dem Namen des Großen. Statt sie zu erobern, müsste Alexander diese Stadt also eigentlich gründen und die Wunder selbst erbauen lassen.
Aber im Kanon von Civilization VI ist Alexander der Große eben ein Eroberer, und weil er aus spielmechanischen Gründen nicht auch noch einen Bonus auf Städtegründung erhalten hat, wurden die vom Spieler erreichbaren Auszeichnungen wohl eben auch die Eroberung angepasst.
Und wenn er auch außerhalb der Kriegsführung keine Boni erhält, so ist Civ VIs doch noch in einer weiteren Hinsicht ein Superstar: Er ist nämlich nicht nur ein enorm starker Anführer – er ist auch ein äußerst charismatischer und gutaussehender Mann. Schaut euch doch nur mal dieses Lächeln an, mit dem er auch auf der Shopseite beworben wird:
Dieses strahlende Weiß sieht man zwar nur, wenn man Alexander als Kontrahenten auf der Spielwelt hat und sich entgegen aller Wahrscheinlichkeit nicht mit Makedonien im Krieg befindet, aber als freundlich dreinblickender junger Kerl ist Alexander zwischen den hoheitlich starrenden oder gnädig winkenden anderen Herrschern im Spiel eine auffällige Gestalt. Ein gekonnter Herrscher also, der zu Kriegszeiten die Welt überrennt und im Frieden Freund und Feind gleichermaßen diplomatisch den Kopf zu verdrehen versucht – ein echter Superstar der Civilization-Riege.