Pride Month, Xbox DACH und die Toleranz
Der Schwuchtelmonat ist vorbei, ihr könnt euer Profilbild ändern.
Die Behauptung, dass die Gaming-Szene etwas homophob sei, lässt vermutlich nur noch die Spieler_innen à la Jerry Springer-Kanditat_in aus ihrem Stuhl hochschnellen, die der Meinung sind, dass dies nur ein Gerücht sei. Doch wie die Szene vor einigen Tagen auf dem Instagram-Profil von Xbox DACH bewies, sind diese Annahmen weit von einem Irrglauben entfernt. Und alles nur wegen eines regenbogenfarbenen Profilbildes.
Lasst uns Gleichberechtigung, Toleranz und Individualität feiern!
Vor einigen Tagen ging der diesjährige Pride Month zu Ende. Der Monat Juni eines jeden Jahres ist seit einiger Zeit für die Sichtbarmachung und Steigerung des Selbstbewusstseins von Einzelpersonen und Kollektiven unterschiedlicher sexueller Orientierungen der LGBTQIA+-Gemeinschaft (Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual, Queer, Intersexual, Asexual und weitere Orientierungen) reserviert. Weltweit werden zahlreiche Paraden, Kundgebungen sowie Demonstrationen abgehalten, die nicht nur Mitglieder der LGBTQIA+-Gemeinschaft willkommen heißen. Pride Month ist somit keine geschlossen Gesellschaft, sondern lädt alle Menschen dazu ein, Gleichberechtigung, Toleranz, Individualität und sexuelles Selbstbewusstsein zu feiern und zu fördern.
Des Weiteren weist der Pride Month eine profunde Historizität auf, da er auf den Stonewall-Aufstand des Jahres 1969 zurückzuführen ist. Während der Nacht vom 27. auf den 28. Juni eskalierten die anhaltenden gewalttätigen Konflikte zwischen Homo-, Transsexuellen und der Polizei von New York City. Warum? Die homo- und transsexuellen Menschen würden einen anstößigen Lebensstil pflegen. Aus diesem Grund wurde eine polizeiliche Razzia im Stonewall Inn durchgeführt. Zu dem besagten Zeitpunkt hielten sich zahlreiche Homo- und Transsexuelle in dem Gasthaus auf, die sich der Festnahme der Polizei widersetzten.
Für viele Mitglieder der LGBTQIA+-Gemeinschaft gilt dieses Ereignis als historischer Wendepunkt im Kampf für gesellschaftliche Gleichberechtigung und Akzeptanz. Pride Month oder der hierzulande bekannte Christopher Street Day (CSD; engl. Gay Pride) sind somit keine ausschließlichen Spaßveranstaltungen, sondern besitzen eine historisch-bedingte, politische Agenda, die für sexuelle und geschlechtliche Liberalität steht.
Da der Pride Month seit einigen Jahren für eine gesteigerte mediale Aufmerksamkeit sorgt und Mitglieder der LGBTQIA+-Gemeinschaft stetig selbstbewusster mit ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität umgehen, ist es nationalen und internationalen Unternehmen ein Anliegen, sexuelle Gleichberechtigung, Toleranz, Individualität und Selbstbewusstsein in deren jeweilige Unternehmenspolitik einfließen zu lassen. So auch im Fall der Firma Microsoft.
Instagram, Regenbogen und das Xbox-Logo
Seit dem 1. Juli ist der Pride Month offiziell beendet. Allerdings finden auch in diesem Monat noch weitere CSDs und Paraden statt, die Gleichberechtigung, Toleranz, Individualität und sexuelles Selbstbewusstsein feiern. Grund genug für die Community Managerin des Instagram-Accounts von XboxDACH, das regenbogenfarbene Profilbild, welches für den Pride Month hochgeladen wurde, beizubehalten.
Einige Follower scheinen sich den 1. Juli jedoch sehr herbeigesehnt zu haben, denn völlig kontextfrei machen einige Xbox-Fans ihrem Frust unter einem News Weekly-Video Luft:
Ändert das Profilbild
Änder sie bitte ihr Profil bild, weil pride kaka vorbei ist
Ihr könnt jz euer pb ändern. Es hat sich auch davor niemand für diesen scheiß interessiert
Stellt euch vor ihr feiert ein Monat lang eine Krankheit
Einige Kommentare wurden bereits von der Moderation des Instagram-Accounts gelöscht. Diese sind jedoch auf einem Bildschirmabgriff des Users „Endzeitkind“ einsehbar (vielen Dank für diese Sicherung).
Abseits der negativen Kommentare, gruppierten sich einige Verfechter_innen des Pride Month und seiner positiven Gesinnung. Neben „Endzeitkind“ plädiert auch die Userin „xdestrudo“ für einen offeneren Umgang mit dem Thema Gleichberechtigung, Toleranz, Individualität sowie sexuelles Selbstbewusstsein und rückt geschichtliche Hintergründe des Pride Month in den Vordergrund der Debatte.
Ein kleiner digitaler Wendepunkt für LGBTQIA+-Spieler_innen
Kurze Zeit später erscheinen immer mehr Einträge, die sich für die Beibehaltung des aktuellen Profilbilds aussprechen und somit die negativen Kommentare regulieren:
Hey @xboxdach, bitte lasst euer Profilbild für immer drin, diese Vollidioten sollten mal besser lernen was es heißt tolerant zu sein!
Lasst das Profilbild ruhig noch nen Monat. Scheint ja noch genug Bedarf an mehr Toleranz zu bestehen.
Bitte ändert nie wieder euer Logo damit sich diese homophoben Vollidioten so richtig ärgern.
Neben diesen Einträgen schmücken zudem Regenbogenfahnen-Emojis die Kommentar-Spalten. Es scheint, als würde der Pride Month tatsächlich einen Unterschied machen und das nicht nur im physischen Raum da draußen, sondern ebenso im digitalen Raum des Internets. Es wäre utopisch zu denken, dass negative Kommentare jemals aufhören werden. Dafür sind die Menschen in ihren Identitäten und deren Abgrenzung bezüglich anderer zu unterschiedlich und eventuell auch zu selbstbezogen, um einen Monat Gleichberechtigung, Toleranz, Individualität sowie sexuelles Selbstbewusstsein zu feiern oder lediglich zu tolerieren ohne dabei ihren eigenen Lebensstil von Menschen der LGBTQIA+-Gemeinschaft bedroht zu sehen.
Toleranz geht uns alle etwas an!
Letztendlich ist Toleranz ein wichtiges Thema, dass nicht nur Menschen der LGBTQIA+ betrifft, sondern ein jedes Individuum, das auf diesem Erdball wandelt. Jede_r von uns möchte so angenommen werden, wie er/sie/sier ist und auf dieser Mission haben selbst weiße, heterosexuelle Menschen Schwierigkeiten, auch wenn sie der mehrheitlichen Norm entsprechen, auf die wir uns über Jahre der sozio-kulturellen Formung geeinigt haben.
Die Zeit des Umdenkens hinsichtlich Gleichberechtigung, Toleranz, Individualität und sexuellem Selbstbewusstsein, aber auch individueller Selbstbestimmung hat bereits vor einiger Zeit begonnen. Somit stärkt der Pride Month jedes Jahr nicht nur Mitglieder der LGBTQIA+-Gemeinschaft, sondern jeden Menschen, der sich in unser heutigen Welt in irgendeiner Weise nicht angenommen fühlt. Dementsprechend lohnt es sich jedes Jahr für einen Monat immer wieder zu kämpfen und Leuten wie „Endzeitkind“, „xdestrudo“, „GMaxee (XboxDACH)“ und allen anderen in den weiten der Kommentar-Spalten des Internets für ihren Einsatz zu danken.
Meiner Meinung nach lässt sich das ganze nur mit Allways-Pride bekämpfen. Da reicht ein Monat nicht. Da muss es zur Firmenphilosophie gehören LGBTQA+ zu supporten. Da reicht ein Monat nicht aus. Das heißt nicht, dass es immer nach vorne getragen werden muss. Aber allen muss klar sein, dass Menschen die so sind willkommen sind und Menschen die das ablehnen und dem feindlich gegenüberstehen, sich gehackt legen können. Und das gilt natürlich nicht für die sexuelle Orientierung. Das gilt ebenso für die Vielfalt von Nationalitäten als auch die Vielfalt der Menschen in Bezug auf Behinderung angeht. Vielfalt muss gerade in der heutigen Zeit viel offensiver und prominenter propagiert werden, wo Egoismus und Nationalismus so viel an Macht gewinnt.