Pizza ist für ALLE da!
Bei einer Auswahl, die sich von Salami und Würstchen über Auberginen und Tofu erstreckt und somit Fleischesser*innen, Vegetarier*innen und Veganer*innen beglückt, ist es kein Wunder, dass die Pizza eine der beliebtesten Leibspeisen ist. Da auch Menschen so unterschiedlich wie die Beläge einer Pizza sein können, ist es nur nachvollziehbar, dass diese Unterschiede auch in der Repräsentation von Spielfiguren widergespiegelt werden sollten. Die Simulation Good Pizza, Great Pizza zeigt wie es geht.
Weg vom Standard
Triple-A-Titel aus den Häusern Blizzard, Valve, EA und so weiter setzen uns immer standardisierte Körperbilder vor. Weibliche wie auch männliche Spielfiguren sind davon gleichermaßen betroffen. Schlanke Taillen, große Brüste oder muskulös-definierte Oberkörper, wie sie geradezu aus der Werbekampagne eines lokalen Fitness-Studios stammen könnten. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass unser Erdball von wesentlich unterschiedlicheren menschlichen Wesen bevölkert wird. Ohne 90/60/90 oder Waschbrettbauch. Dick, dünn, klein, groß, schwarz, weiß: Nur einige Beispiele von Körpermerkmalen, die mittlerweile im Mainstream angekommen sind. Allerdings wird bei der (Re)Produktion von Körperbildern in digitalen Spielen eine Gruppe schwerlich vernachlässigt: Menschen mit Behinderung. Aus diesem Grund finden auch nur selten Betrachtungen der Repräsentation dieser Körperlichkeit statt.
Unter dem Titel „Spiele und körperliche Behinderung“ setzte sich unter anderem das studentische Kolloquium der Philipps-Universität Marburg und der daran angeschlossene Pixeldiskurs mit diesem Thema auseinander. Dabei wurden zahlreiche körperliche Behinderungen in unterschiedlichen Spielen beleuchtet. Dennoch sind die dort aufgegriffenen Spielfiguren (häufig Non-Player Characters) nur eine willkommene Abwechselung zu den vorherrschenden standardisierten Körperbildern. Nicht so in der Simulation Good Pizza, Great Pizza. Sie ermöglicht den Spielenden ihre eigene Pizzeria zu eröffnen und die dabei vorbeikommenden Gäste mit leckeren Pizza-Kreationen zu beglücken. Egal ob dick, dünn, groß, klein, schwarz oder weiß: Pizza ist für alle da! Auch für Menschen mit Behinderung.
Welche Pizza darf es sein?
Schon bei dem ersten Kontakt mit potentiellen Kund*innen fallen die individuell gestalteten Spielfiguren auf. Beleibtere Männer und Frauen mit Tattoos, kleine bebartete Männer mit dunkler Hautfarbe und Segelohren oder ältere Damen mit Pelzmantel. Hier macht sich nicht nur eine Liebe zum Detail der Entwickler*innen bemerkbar, sondern ebenso ein inkludierender Ansatz des multikulturellen Teams.
Selbstverständlich zeigen die unterschiedlichen Spielfiguren auch unterschiedliche Geschmäcker. Salami, Würstchen, Paprika, Zwiebel oder gar vegan? Alles kann, was schmeckt. Und da Pizza für alle da ist, ist es nicht verwunderlich, dass auch ein groß gewachsener Herr mit prominenten Augenbrauen eine Zwiebelpizza bestellt. Doch neben den Augenbrauen ist noch ein weiteres Körpermerkmal des Mannes auffallend. Er besitzt nur einen Arm.
Nichtsdestotrotz mag der Mann Pizza und unterscheidet sich in seinem Verlangen nicht von den anderen Kund*innen. In diesem Sinne bringt Pizza alle Menschen zusammen und das nicht nur in Good Pizza, Great Pizza, sondern auch in der Realität. Darum ist es nur logisch, dass auch Menschen mit Behinderungen repräsentiert werden sollten. Da dem Spiel eine tiefgreifende Geschichte mit ausgearbeiteten Figuren fehlt, entpuppt sich der angesprochene Herr nicht als Held, der die Welt retten wird. Er hat einfach Lust auf Pizza. Wenn auch nur im kleinen Umfang im Spiel inkludiert, wie auch zuvor in anderen Spielen, haben Spielfiguren mit Behinderung ein Anrecht auf Repräsentation, da sie Teil unserer Gesellschaft sind.
Wie gesagt: Pizza ist für ALLE da!
Good Pizza, Great Pizza gelingt diese Inklusion auf ganz einfachen und wertfreien Wege. Figuren müssen keine Superkräfte durch ihre Behinderung erhalten, um sie für den Rest der Spielfiguren oder der Spielwelt kostbarer zu machen (siehe die DEUS EX-Spielreihe). Auch muss deren Lebensstil nicht als weniger lebenswert gekennzeichnet werden (siehe Life is Strange – Season 1). Spielfiguren und Menschen mit Behinderung bringen durch ihre Erscheinung Vielfalt in digitale Spiele und sei es nur, wenn sie eine Pizza bestellen und mit einem zufriedenen Lächeln die Spielenden glücklich machen. Denn: Pizza ist für ALLE da!
Behandeltes Spiel:
Good Pizza, Great Pizza [Webseite]. Erstveröffentlichung: 2. Dezember 2014. Entwickler: TapBlaze. Publisher: TapBlaze. Plattformen: Windows PC, iOS und Google Play.
Eine Antwort
[…] auf. Das dies kein Zufall ist, liegt auf der Hand. Nach der Veröffentlichung des Artikels „Pizza ist FÜR alle da!“ und der anschließenden regen Diskussion auf Twitter, wollten wir mehr zu den Hintergründen der […]