Das Märchen vom unproblematischen Witz: Der Bachelor hat heute keine Rose für dich, Internet

Pascal Marc Wagner

Pascal Marc Wagner hat einen B.A. in Anglistik und Rechtswissenschaften sowie einen M.A. in kultureller und kognitiver Linguistik. Er ist Gründer des Game Studies- und Wissenschaftskommunikationsblogs www.languageatplay.de und Chefredakteur des Printmagazins für Videospielkultur GAIN – Games Inside. Er ist viel zu oft auf Twitter unterwegs und besitzt auch eine E-Mail-Adresse (pascal[at]indieflock[dot]net).

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5 Antworten

  1. Willy sagt:

    Humor lebt davon Grenzen zu überschreiten und Tabubrüche sind meiner Meinung nach Humor. Das Problem was wir mit dem “schwarzen Humor” und “anti-pc-humor” haben ist aber dass er keine Tabus bricht. Solche Tweet sind kein Versuch einen politisch unkorrekten Witz zu machen sondern ehrliche Meinung versteckt unter dem Deckmantel der Ironie. Sowas ist inzwischen auch eine klassische alt-right Strategie: Leute über ironischen Humor zu beeinflussen. Auf jeden Fall gibt es einen Platz für problematische Witze, auf jedenfall gibt es einen Platz für menschenverachtende Witze. Die Frage ist nur ob man sich über die Opfer gewisser Strukturen lustig macht oder über die Strukturen an sich. Im Humor kann man Steoreotype ansprechen und mit ihnen spielen. Die Pointe sollte dann nur die Absurdität der Steoreotype sein und nicht das an ihnen etwas dran ist. In diesem Sinne:” 9 von 10 finden Gruppenvergewaltigungen gut.”

    • Pascal Wagner sagt:

      Zur Wirkung von schwarzen Humor und den Strategien, mit ihm etablierte Strukturen zu festigen, habe ich tatsächlich gerade einen Artikel in Arbeit, weil das auf dem Game Camp Munich 2019 Thema eines der Talks war und zu einer hitzigen Diskussion mit teilweise wirklich bösartigen Publikumsbeiträgen geführt hat.
      Wo ich dir widersprechen muss ist bei diesem Satz: “Humor lebt davon Grenzen zu überschreiten”. Das ist höchstens eine (unvollständige) Definition von schwarzem Humor, aber nicht von Humor im Allgemeinen. Harmlose Witze gibt es schließlich auch, die müssen weder Grenzen überschreiten noch sich ihnen überhaupt annähern, um witzig für bestimmte Leute zu sein – die Subjektivität von Komik sollte man ohnehin nie aus den Augen lassen bei diesem Thema.
      Dabei, dass es akzeptabler ist, sich über Strukturen als über die Opfer solcher witzig zu machen, gehe ich voll mit dir konform, daher halte ich deinen Beitrag auch für wertvoll. Ob der von dir zitierte Witz da jetzt unbedingt reinpasst, wage ich allerdings zu bezweifeln.^^

      • Willy sagt:

        Ja über den zitierten Witz kann man streiten. Humor ist wirklich subjektiv. Gewisse Grundstrukturen wie die Grenzüberschreitung oder die unerwartete Situation sind im Humor aber wohl universell. Auch aus dieser Subjektivität heraus kann ich wohl nichts mit “harmlosen” Witzen anfangen und finde das Kafka der beste Humorist der 20. Jahundert ist. Die klassische Komödie lebt zum Beispiel davon moralisch schlechte Menschen darzustellen. Auch im schwarzen Humor gibt es diese Tendenz. Aber das ist eben für mich (subjektiv) die Basis von Humor: man macht sich über schlechte Menschen oder Handlungen lustig. Man muss nicht mal zur Alt-Right Bewegung gucken. Schon deutsches Youtube hat mit KuchenTV und Juliensblog ein ganz neues Verhältnis zum schwarzen Humor geschaffen. Rassismus und Sexismus einfach nur zu reproduzieren gilt da als Tabubruch und Humor.

      • Willy sagt:

        Btw. den zitierten Witz gibt es in vielen Ausprägungen wie “9 von 10 haben mit Mobbing kein Problem.” Für mich macht diese Struktur des Witzes eher das oft unsichtbare Sichtbar. Die andere Perspektive. Für mich besteht der Witzt eher darin dass die Aussage stimmt aber etwas über die Gesellschaft aussagt.

  1. 8. Mai 2020

    […] dieser Machthoheiten dahingehend können wiederum zu Trotzreaktionen führen, wie man sie oft von bei Rassismus oder Sexismus ertappten Internetpersönlichkeiten sieht: Man hätte es “nicht so gemeint”, die Betroffenen hätten den Witz “falsch […]

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