Warum Rosie the Riveter Rapture repariert
Wieso der bullige Big Daddy in BioShock Bouncer heißt, ist wahrlich nicht schwer zu erraten, aber Moment mal – ist Rosie nicht ein eigentlich weiblich konnotierter Name?
Tatsächlich ist Rosie geradezu der U.S.-amerikanische Frauenname – zumindest für Menschen, die in den letzten 70 Jahren in den U.S.A. aufgewachsen sind. Auch wir kennen Rosie, hat sie doch durch das Internet und die weltweit immer stärker verbreitete feministische Online-Bewegung große Berühmtheit erlangt. Lasst mich euch die Dame auf dem “We Can Do It!”-Poster vorstellen: Rosie the Riveter.
Zu Anfang sah Rosie jedoch nicht so aus, wie wir sie heute kennen. Genauer gesagt hatte Rosie überhaupt kein Aussehen, denn entstanden ist die fiktive Dame als Propagandafigur im Radio. 1942, als die Arbeitskräfte in den U.S.-amerikanischen Munitionsfabriken knapp wurden, weil die kampffähigen Männer an die Front nach Europa gezogen waren, versuchte der Staat, Frauen zur Arbeit in der Fabrik zu animieren. Ein Mittel dazu war Rosie die Schwerarbeiterin (wörtlich: ‘Nieterin’, aufgrund der schweren Nietpistolen, die insbesondere im Schiffs-, Brücken- und Eisenbahnbau im Einsatz waren), die in Radioshows und eigens zur Motivation geschriebenen Songs für die Arbeit in Fabriken zur Unterstützung der Front werben sollte (vgl. Rupp 1978). Schon bald folgten Illustrationen auf Magazincovern und Postern mit dem gleichen Zweck. Die wohl einflussreichste, die Optik von Rosie maßgeblich festlegende Zeichnung stammt von Norman Rockwell und erschien 1943 als Titelseite der Saturday Evening Post. Es diente auch als Inspiration für das heute deutlich bekanntere “We Can Do It!”-Poster, das noch im selben Jahr von J. Howard Miller gemalt wurde.
Aber warum heißt denn BioShocks Rosie nun so, wie sie heißt? Die Rosies sind Raptures Mechaniker und Wartungsarbeiter, das erklärt ihren schlankeren Körperbau und die Existenz von zwei voll funktionsfähigen Händen im Unterschied zum fest montierten Bohrkopf der massigen Bouncer. Ihre Hauptwaffe, die eigentlich ihr Hauptwerkzeug ist, ist eine schwere Nietpistole. Diese ist so groß, dass sie in BioShock nicht benutzbar ist. Delta, der Protagonist von BioShock 2 und selbst ein Big Daddy, kann hingegen eine solche Rivet Gun zu Beginn des Spiels erhalten und ab dann selbst glühende Niete verschießen. Die Benennung von Rosie stammt also hauptsächlich von der Assoziation des Riveters, der Schwerarbeiterin mit der Nietpistole. Hätte es diesen etwas ausführlicheren Text zur historischen Rosie gebraucht, um euch diese Information mitzuteilen? Nein! Aber dafür habt ihr jetzt etwas über die vermutlich coolste und bekannteste Propagandafigur unserer Zeit gelernt und wisst nun, wo eine der am weitesten verbreiteten feministischen Ikonen herkommt.
Ludographie
BioShock, 2007, Entwickler: 2K (diverse), Publisher: TakeTwo Interactive, PC/PS3/PS4/XBox 360/XBox One.
BioShock 2, 2010, Entwickler: 2K (diverse), Publisher: TakeTwo Interactive, PC/PS3/PS4/XBox 360/XBox One.
Bibliographie
Norman Rockwell Museum, Rosie The Riveter – 1943. <https://www.nrm.org/rosie-the-riveter/>
Rupp, Leila J. 1978. Mobilizing Women for War. German and American Propaganda, 1939-1945. Princeton University Press: Princeton.