Tagungsbericht: Eindrücke vom GG Bavaria Business Day 2025
Zum ersten Mal hat die größte bayerische Spielemesse, die 2025 zum dritten Mal stattfand, in diesem Jahr einen dedizierten Business Day vorgewiesen. Während es bisher so war, dass an zwei Tagen die publikumsoffene Convention stattfand und auf demselben Gelände ein sogenannter Career Day kleinere Workshops und Talks aus der Spieleindustrie vereinte, fügte die GG Bavaria 2025 eine vorangehende Tagung an: Am Freitag vor der Messe, dem 28. März 2025, lauschten jene, die ein Businessticket gekauft hatten sowie ausgewählte Presse, einem auf die Gamesindustrie zugeschnittenen Programm in drei Tracks. Und da zu dieser ausgewählten Presse aus wir gehörten, freue ich mich, meine Eindrücke vom ersten GG Bavaria Business Day mit euch zu teilen.

Panel “Settings in der Videospielentwicklung: Nutzen, Bedeutung, Herausforderung – Panel discussion” der Narranauten. Foto: Pascal Wagner.
Vorneweg: Game Studies gab es auf diesem Business Day keine. Die GG Bavaria musste trotzdem nicht ohne auskommen, denn auch während der beiden offenen Conventiontage wurde noch Programm geliefert, dass sich über reine Unterhaltung hinaus erstreckte. Unser Freund der Seite und regelmäßiger Gastautor und CfP-Lieferer Rudolf Inderst etwa war gleich zweimal auf der Bühne, jeweils bei den Karrierepanels “Dein Shortcut in die Gamesbranche – Quereinstieg & alternative Wege” und “Akademische Bildungswege in die Gamingbranche”. Der Bezug zu den Game Studies war also ein praktischer, immer mit dem Blick auf die Industrie selbst. Das ist aber kein Wunder auf einer Messe voller hoffnungsvoller Nachwuchstalente, erst recht nicht in einem Jobklima wie dem aktuellen, bei dem die Stellensuche sich schwierig gestaltet. Und es ist ein Punkt, denn ich in einer möglichen zweiten Auflage von Rudolfs und meinem Buch #GameStudies: 20 Jahre Forschungsfantasie gerne aufgreifen würde, und den ich in den beiden Heften Arbeiten in der Gamesbranche / Working in Games, die ich bei GamesMarkt produziert habe, bereits angerissen habe: Die Möglichkeiten und Verantwortungen der Game Studies für und in der Spiele machenden Kreativbranche. Ich halte den Fokus der Messe sowie des Businesstags also für sehr wertvoll, und das auch aus der Perspektive der universitären Spielestudien. Es schadet keiner der beiden Disziplinen, wenn sich Game Studies und Spieleentwicklung gegenseitig auf dem Schirm haben und vielleicht sogar unterstützen.

Panel “Corporate Communications in Video Games Publishing – More Than Just a Game – Panel discussion with an opening impulse talk by Zoran Roso”. Foto: Pascal Wagner.
Wie bereits erwähnt war der GG Bavaria Business Day der erste seiner Art. Das war vor allem am Umfang zu merken: Obwohl drei Tracks an Talks im Programm ausgeschrieben waren, gab es in der Realität effektiv zwei. Der dritte Raum war, abgesehen von einem einleitenden und sehr sehenswerten Vortrag der GameStar- und GamePro-Redaktionen zur Sichtbarkeit in der Spielepresse, im Wesentlichen ein Portfolio-Workshop für Studios und jene, die gerne Teil der Spielebranche werden wollen und dafür ihre Unterlagen checken lassen möchten. Ein sehr lohnenswertes Unterfangen also, aber für die Besprechung an dieser Stelle weniger relevant. Die anderen beiden Tracks bestanden tatsächlich aus Talks und Panels, sowie der auf Messen obligatorischen Reden: Eingeleitet durch die Veranstalter*innen von Games/Bavaria und der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien sowie am Nachmittag eingestreut ein Auftritt vom bayerischen Digitalminister Fabian Mehring, dem Games in der Außendarstellung seiner Ministerienarbeit relativ wichtig sind. Im Panel-Track wurde vor allem entlang bestimmter Themen auf der Bühne diskutiert, etwa Accessibility sowie Diversity, aber auch einzelne Professionen innerhalb der Gamesindustrie bekamen ihren Auftritt: Ich möchte an dieser Stelle besonders das Panel der Leipziger Narrative-Designer-Gruppe Narranauten erwähnen, bei dem es um die Nutzen und Herausforderungen unterschiedlicher Settings in der Entwicklung von Spielen ging. Im Vortrags-Track wiederum ging es insbesondere um Wirtschaftsfaktoren, darunter natürlich das Thema, Geld ins Unternehmen zu holen, sowie die Marketing-Möglichkeiten, die sich aus eSport-Kooperationen ergeben. Schön zu sehen waren die Verschränkungen mit anderen Müncher Events, die auf dem Business Day stattfanden: So etwa ein Vortrag des Teams hinter Expert Talks and Pretzels, Jennifer Burkhardt, Lena Fischer und Ivette Schmidt und dem Casual Godot Meet-Up, der sich direkt im Messebereich an einen Godot-Talk von Bippinbits, den Devs hinter Dome Keeper und PVKK: Planetenverteidigungskanonenkommandat anschloß.

Vortrag “Mehr Sichtbarkeit: Wie bekomme ich die Gaming-Presse dazu, endlich über mein Spiel zu schreiben?” von Dimitry Halley. Foto: Pascal Wagner.
Insgesamt wirkte der Business Day familiär und recht klein, ohne tatsächlich räumlich klein zu sein. Laut den Veranstalter*innen bewegte sich der Austragungsort im VIP-Bereich der Olympiahalle am Kapazitätslimit, und das ohne überfüllt zu wirken. Das bedeutet jedoch auch, dass der Business Day an dieser Location kaum wachsen wird können. Bedenkt man das stetige Wachstum der GG Bavaria im Allgemeinen (von der Alten Kongresshalle 2023 über die Motorworld 2024 und nun die Kleine Olympiahalle und den VIP-Bereich der Olympiahalle), heißt das noch nichts fürs nächste Jahr. Gut möglich, dass die Messe erneut wächst und in eine neue Location wechselt. Wachstumspotenzial mit mehr Tracks würde den Business Day vermutlich als echte Größe im deutschen Süden etablieren, wenn es um Weiterbildungskongresse in der Branche geht. Denn mit der Hamburg Games Conference im Norden und der devcom im Westen fehlt es bisher vor allem im Süden und Osten an Fachmessen für die Arbeiter*innen der Gamesindustrie. Damit ist nun zumindest im SÜden Schluss, und das ist schön. Selbst wenn der Business Day nicht weiter mit der GG Bavaria wächst, lohnt er sich in meinen Augen, für diejenigen, die ein Interesse an der Branche haben und das Geld fürs Businessticket aufbringen können. Und falls er doch wächst, lässt sich in den nächsten Jahren vielleicht ja auch ein Game-Studies-Track organisieren. Es gibt garantiert genug praxisnahe Themen aus den Geistes-, Natur- und Sozialwissenschaften, von denen Developer und andere Arbeiter*innen aus der Spielebranche ganz konkret profitieren könnten.