Die Qual mit der Quelle: Ist sauberes Zitieren uncool?
Eine Frage, die ich mir beim Schreiben meiner Texte oft stelle ist: sollte ich hier sauber zitieren, ob mit Textverweis oder Fußnote, oder sollte ich es bleiben lassen?
Für akademische Texte stellt sich diese Frage natürlich nicht, und manch ForscherIn wird an dieser Stelle scharf die Luft einziehen. Aber nicht alles, was wir hier auf LaP schreiben, ist streng genommen akademisch. Zwar beziehen wir uns durch die Bank weg auf Erkenntnisse der Soziologie, der Game Studies und der Sprachwissenschaft, doch schreiben wir selbst in den meisten Fällen keine Paper. Wir schreiben Wissenschaftskommunikation, also die journalistische Aufarbeitung von Forschung anhand der Spiele, die wir lieben. Und in journalistischen Texten finden sich gemeinhin keine Quellen. Publikum, das Journalismus ließt, ist meistens keine Fußnoten gewohnt. Zeigen wir uns also als Außenseiter, als Elfenbeintürmler mit Möchtegern-Ambitionen, wenn wir einen lässigen, kolloquialen Text schreiben, diesen dann aber mit einem Literaturverzeichnis abschließen?
Für mich ist das eine schwierige Frage, die mich dazu geführt hat, so ziemlich jede Färbung zwischen “Ja, brav zitieren“ und “nein, bloß weglassen“ auszuprobieren. Schließlich können wir als digitales Medium ja problemlos Hyperlinks setzen, warum also nicht damit arbeiten? Oder die Zitate nicht markieren, aber die Quellen dennoch am Ende angeben, um Interessierten wenigstens die Chance zu geben, sich die entsprechenden Bücher auszuleihen? Wer LaP länger verfolgt, wird vielleicht festgestellt haben, dass es uns an einer Redaktionsrichtlinie hierfür fehlt. Das liegt daran, dass ich mir keine definitive Antwort auf diese Frage vorstellen kann. Ich möchte an Spielen interessierte Lesende nicht vergraulen, indem ich sie mit sperrigen akademischen Gewohnheiten konfrontiere. Wenn jemand unter der Prämisse, einen leichten journalistischen Text zu lesen, auf unsere Artikel stößt, dann hat derjenige schließlich auch ohne Quellenangabe (hoffentlich) etwas gelernt. Andererseits möchte ich auch das saubere Arbeiten mit verlässlichen Quellen vermitteln. Das ist nicht exklusiv der Forschung vorbehalten, sondern auch wichtiger Teil des Journalismus, und als solcher oft eines der zentralen Probleme von Falschmeldungen und Newsfälschungen. Und zu guter Letzt sind wir nicht unfehlbar, und wenn ich mit einer schlechten Quelle gearbeitet oder eine gute Quelle falsch verstanden habe, dann können unseren LeserInnen mich nur dann korrigieren, wenn ich diese Quellen offenlege. Eine sanfte Heranführung an die Nutzung von überprüfbaren Quellen scheint also ebenfalls eine wichtige Aufgabe der Wissenschaftskommunikation zu sein. Ich glaube, Language at Play kann dazu einen Teil beitragen. Und vielleicht braucht es dazu keine feste Redaktionslinie, sondern nur grundsätzlich den Willen, die bearbeiteten Quellen sichtbar zu machen, egal in welcher Form.
Was meint ihr dazu? Lohnt es sich für Language at Play, wenn wir eine konsistente Richtlinie anlegen? Müssen Quellen vielleicht für ein weniger akademisches Publikum anders gerahmt werden, etwa durch eine andere Position wie vor oder im Text, oder als Lesetipps? Ich würde mich sehr über eure Gedanken in den Kommentaren freuen.
Ich finde Quellenangaben wichtig – auch bei journalistischen Beiträgen. Allerdings würde ich hierbei auf Fußnoten verzichten und eher mit Hyperlinks und Quellenverzeichnis (am Ende des Beitrags) arbeiten. So wird einerseits transparent, woher die Informationen bzw. das Wissen kommt, und andererseits haben LeserInnen die Möglichkeit, sich noch weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Grundsätzlich mag ich Einheitlichkeit bzgl. der Gestaltung von Blogbeiträgen, aber wenn ein Beitrag aus guten Gründen doch bspw. mit Fußnoten erscheint, macht mir das nichts aus. Bevorzugen würde ich bei journalistischen Beiträgen aber die erste Variante. LG!